Wildunfälle gehören zu den größten Risiken für Autofahrer auf deutschen Straßen. Täglich kommt es zu rund 750 Zusammenstößen mit Wildtieren, die nicht nur Sachschäden, sondern auch Sicherheitsrisiken mit sich bringen. Besonders betroffen sind Autoteile wie Stoßstangen, Scheinwerfer und Kühlergrills – ein Wildschwein kann bei einer Kollision mit 60 km/h eine Wucht von bis zu 3,5 Tonnen entwickeln.
In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie Wildunfälle vermeiden, was im Ernstfall zu tun ist und wie Sie Schäden an Ihrem Fahrzeug richtig regulieren lassen.
Warum Wildunfälle so gefährlich für Ihr Auto sind
Ein Wildunfall kann für Ihr Fahrzeug gravierende Schäden verursachen. Besonders betroffen sind Autoteile an der Front, wie:
– Stoßstange: Sie ist meist das erste Bauteil, das bei einem Aufprall beschädigt wird.
– Kühlergrill: Er liegt exponiert und wird oft eingedrückt oder zerstört.
– Frontscheinwerfer: Sie zersplittern häufig bei einem Wildaufprall, was teure Reparaturen nach sich zieht.
– Motorhaube und Kotflügel: Größere Tiere wie Hirsche oder Wildschweine können diese stark verformen.
– Scheiben: Besonders bei Hirschen oder größeren Wildschweinen kann es zu Schäden an der Windschutzscheibe kommen.
Die Reparaturkosten für solche Schäden summieren sich schnell, durchschnittlich auf etwa 3.100 Euro pro Unfall. Besonders wichtig ist es, die Schäden zu dokumentieren, um diese bei der Versicherung geltend zu machen.
Wildunfälle vermeiden: Tipps für Autofahrer
Die beste Möglichkeit, Schäden am Fahrzeug zu vermeiden, ist eine angepasste Fahrweise. Autofahrer sollten folgende Maßnahmen beachten:
1. Reduzierte Geschwindigkeit: Eine geringere Geschwindigkeit minimiert den Anhalteweg und die Aufprallwucht. Bei 80 km/h liegt der Anhalteweg auf trockener Fahrbahn bei etwa 55 Metern, bei 100 km/h bereits bei knapp 80 Metern.
2. Warnschilder beachten: Das bekannte Wildwechsel-Schild weist auf Gefahrenstellen hin. Hier ist besondere Vorsicht geboten.
3. Straßenränder im Blick behalten: Tiere am Fahrbahnrand deuten oft auf Wildwechsel hin. Fahren Sie bremsbereit und beobachten Sie die Umgebung.
4. Licht richtig einsetzen: Schalten Sie das Fernlicht aus, um Wildtiere nicht zu blenden und in Panik zu versetzen. Verwenden Sie stattdessen die Hupe, um Tiere von der Straße zu verscheuchen.
Was tun, wenn eine Kollision unvermeidbar ist?
Selbst bei optimaler Vorsicht kann ein Wildunfall nicht immer verhindert werden. Im Ernstfall ist es wichtig, richtig zu reagieren, um größere Schäden zu vermeiden:
– Vollbremsung und Lenkrad festhalten: Bremsen Sie so stark wie möglich ab, ohne das Fahrzeug unkontrolliert zu steuern.
– Ausweichen vermeiden: Das Risiko eines Baumanpralls oder einer Kollision mit dem Gegenverkehr ist höher als der Schaden durch den Zusammenstoß mit dem Wildtier.
– Kleintiere ignorieren: Riskieren Sie keine Vollbremsung für Tiere wie Hasen oder Igel, da dies Auffahrunfälle verursachen kann. Motorradfahrer sollten allerdings vorsichtig ausweichen, um Stürze zu verhindern.
Nach dem Wildunfall: Schäden am Auto richtig regulieren
Wenn es zu einer Kollision kommt, steht die Sicherheit aller Beteiligten im Vordergrund. Gleichzeitig müssen Sie den Schaden am Fahrzeug schnell und korrekt dokumentieren:
1. Unfallstelle absichern: Schalten Sie die Warnblinkanlage ein, ziehen Sie eine Warnweste an und stellen Sie ein Warndreieck auf.
2. Polizei rufen: Die Beamten dokumentieren den Wildunfall und benachrichtigen den zuständigen Jäger. Sie erhalten eine Wildschadenbescheinigung, die für die Versicherung unerlässlich ist.
3. Fotos machen: Halten Sie die Schäden an Autoteilen wie Stoßstange, Motorhaube und Scheinwerfern fest. Fotografieren Sie auch die Unfallstelle und eventuelle Spuren des Wildtiers.
4. Auto nicht sofort reparieren: Warten Sie die Begutachtung durch einen Gutachter ab, bevor Sie Reparaturen durchführen lassen.
Versicherungsschutz für Wildunfälle
Ihre Versicherung spielt eine entscheidende Rolle bei der Schadensregulierung:
– Teilkasko: Übernimmt Schäden durch Haarwild wie Rehe oder Wildschweine. Beachten Sie, dass Schäden durch Ausweichmanöver nicht immer gedeckt sind.
– Vollkasko: Diese Versicherung bietet umfassenden Schutz, auch bei Schäden durch Ausweichmanöver oder unbekannte Tierarten. Allerdings führt die Inanspruchnahme zu einer Rückstufung in der Schadenfreiheitsklasse.
Einige Versicherungen bieten erweiterte Wildschaden-Klauseln an, die auch Unfälle mit Haustieren oder Vögeln abdecken. Prüfen Sie Ihre Policen, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.
Neue Technologien als Schutz vor Wildunfällen
Moderne Fahrzeuge können durch innovative Technologien das Risiko eines Wildunfalls reduzieren:
– Nachtsichtassistenten: Mit Infrarotsensoren erkennen diese Systeme Tiere frühzeitig und warnen den Fahrer.
– Notbremsassistenten: Diese Systeme unterstützen bei plötzlichem Wildwechsel und leiten automatisch eine Bremsung ein.
– Dashcams: Diese Kameras sind nicht nur ein praktisches Beweismittel, sondern dokumentieren auch den Unfallhergang detailliert.
Leider sind solche Technologien oft nur in Premium-Modellen verfügbar, entwickeln sich aber stetig weiter und könnten zukünftig breitere Anwendung finden.
Fazit: Sicherheit für Mensch und Fahrzeug
Wildunfälle sind eine ernste Gefahr für Autofahrer und können erhebliche Schäden an Ihrem Fahrzeug verursachen. Durch vorausschauendes Fahren, das Beachten von Warnschildern und den Einsatz moderner Technik lässt sich das Risiko deutlich minimieren. Sollte es dennoch zu einer Kollision kommen, sorgen Sie für eine korrekte Unfallaufnahme und dokumentieren Sie alle Schäden sorgfältig, um Ihre Reparaturkosten bei der Versicherung geltend zu machen. So schützen Sie nicht nur sich selbst, sondern auch Ihr Auto vor unnötigen Belastungen.